Verkehrspolitische Rundfahrt mit Uwe Kutscher und erstmalig mit Jens Wieseke (Berliner Fahrgastverband)
Nachdem wir uns im Mai mit den Autobahnplanungen der 50er und 60er Jahre des vorherigen Jahrhunderts beschäftigt hatten, wollten wir bei unserer letzten Busrundfahrt des Jahres nochmals einen Blick auf die U-Bahn-Planungen jener Zeit werfen. Der sog. „200-km-Plan“ wurde im Laufe der Zeit immer wieder modifiziert, aber eines war allen Versionen gemeinsam: groß waren die Ideen damals! Mit der U3 oder U10 nach Weißensee und Karow bzw. Falkenberg, eine neue U11 von der City nach Marzahn, die U9 nach Lankwitz oder die Erschließung der Spandauer Großsiedlungen mit (heutiger) U2 und/oder U7.
Nun ist es politischer Wille des aktuellen Senats, die U-Bahn nicht auszubauen und stattdessen auf die Straßenbahn zu setzen. Dies ist an vielen Stellen sicher auch richtig: eine moderne Stadtbahn, die auf eigener Trasse durch die Stadt kommt und sich auch architektonisch bzw. gestalterisch in das Stadtbild einfügt. Dazu gibt es weltweit inzwischen eine Menge Beispiele, wo dies sehr gut gelungen ist. Ob und inwieweit eine Straßenbahn ihre Vorteile in der City einer Millionenstadt ausspielen kann, liegt sicher auch daran, ob man es politisch durchzusetzen vermag, die Raumaufteilung der einzelnen Verkehre neu zu definieren. Denken Sie nur, um ein Beispiel zu nennen, an den Straßenzug Potsdamer Str./Hauptstr./Rheinstr., wo dereinst die Straßenbahn den M48 ersetzen und nach Rathaus Steglitz rollen soll.
Und dennoch gibt es Beispiele, wo sich eine U-Bahn-Verlängerung aufdrängt. Das prominenteste Beispiel ist sicher die Verlängerung der U7 zum neuen Flughafen. Wie oft mag sich der eine oder andere Fluggast in Tegel geärgert haben, dass die U-Bahn dorthin niemals verlängert wurde, wenn er im vollen TXL, X9, 109 oder 128er Bus einen Stehplatz mit Koffer „ergattert“ hatte. Und natürlich wird niemand von Spandau nach Schönefeld die U7 nehmen. Aber für Neuköllner, Tempelhofer, Treptower mag das schon wieder anders aussehen. Oder die U3 nach Mexikoplatz? Sicher nicht die wichtigste Maßnahme, aber eine, die man mit vergleichsweise kleinem Aufwand und einiger Netzwirkung (umsteigen am Mexikoplatz zwischen S1 und U3) realisieren könnte.
Dieses und andere Beispiele schilderte uns Uwe Kutscher auf unserer Busrundfahrt am 26.09.2019 aus Sicht der BVG. Und es gab noch eine Premiere beim VIV: Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband ergänzte dies aus Sicht des Fahrgastverbands.