Zwischenruf …zur vom VBB organisierten Reise in die Oberpfalz
Der TAGESSPIEGEL titelt am 19.03.2024: „Lobbyismus-Vorwurf gegen Verkehrsverbund – VBB lädt Berliner Abgeordnete zu Hersteller von Magnetschwebebahn ein“. Sie finden den Artikel hier, allerdings hinter einer sog. „Bezahlschranke“.
Sofern der TAGESSPIEGEL korrekt berichtet, kann man die Reise durchaus kritisch sehen und hinterfragen. Es sind geladen die Mitglieder des Verkehrsausschusses, sofern sie den Regierungsparteien angehören, zwei Haushaltspolitiker (ebenfalls Vertreter der Regierungsparteien) sowie Vertreter*innen öffentlich-rechtlicher Institutionen. Wer aus der politischen Sphäre mitfahren möchte, muss nicht nur die Kosten tragen, sondern hat auch einen langen Tag vor sich, denn noch am gleichen Tag geht es aus der Oberpfalz wieder zurück nach Berlin. Nicht geladen sind Vertreter*innen der Opposition. Der VBB sei lediglich mit der Organisation beauftragt. Die (Bau-)Firma Bögl, um die es hier geht, ist gegenwärtig der einzige deutsche Anbieter der Magnetbahntechnologie und selbstverständlich hat das Unternehmen ein kommerzielles Interesse, die Technologie im Heimatland zu platzieren.
So weit, so klar. Es ist auch nicht ehrenrührig, wenn sich Fachleute oder politisch Verantwortliche ein neues Verkehrssystem bzw. eine neue Technologie live anschauen. Im Gegenteil.
Nur: Für Fahrgäste, die sich tagtäglich mit den Widrigkeiten des Alltags (die wir hier nicht wiederholen müssen) auseinandersetzen, ist „Magnetschwebebahn für Berlin“ thematisch eher weit weg. Und trotz des in Berlin im allgemeinen wirklich gut ausgebauten Nahverkehrs haben wir im Hier und Heute so viele Herausforderungen, dass das Thema „Magnetbahn“ nicht Ressourcen binden darf, die an anderer Stelle viel, viel dringender benötigt werden.
Wenn sich also die Teilnehmer*innen auf der Hin- und Rückreise in Gesprächen auch über Tunnelsanierungen, Personalknappheit, Automatisierung, zweite Gleise, Verkürzung von Blockabständen, zusätzlichen Bahnsteigkanten, Beschleunigungsmaßnahmen im Straßenraum und nicht zuletzt auch über die bestehenden Aus- und Neubauprojekte (z.B. i2030) produktiv austauschen, dann kann auch die Besichtigung und das Kennenlernen eines für Berlin neuen Verkehrsmittels nicht schaden. Die Prioritäten aber sollten bitte gewahrt bleiben!
Wir wünschen, ironiefrei, eine gute und erkenntnisreiche Reise.
PS: Sie lesen es in diesem „Zwischenruf“ erneut: VIV versucht sich am Gendern. Wie stehen Sie dazu, liebe Lesende, liebe Leser*innen, liebe Leserinnen, liebe Leser?