Zwischenruf … zur Übernahme der Betriebsrechte für die S-Bahn in Berlin (West) am 09.01.1984 durch die BVG
Heute vor nun schon wieder 40 Jahren begann eine Episode in der Geschichte der Berliner S-Bahn, die nur wenige Jahre dauern sollte: der Betrieb wurde an eben jenem 09.01.1984 von der Deutschen Reichsbahn an die BVG übertragen.
Wir können hier nicht die komplette Geschichte rekapitulieren. Daher nur so viel: Der Betrieb der Eisenbahn in den drei Westsektoren wurde von den Alliierten nach 1945 der Deutschen Reichsbahn der späteren DDR übertragen. Damit waren keine Eigentumsrechte an Flächen, Gebäuden und Betriebsmitteln verbunden, die unterstanden der „Verwaltung des ehemaligen Reichsbahnvermögens“ (VdeR). Fast überflüssig zu erwähnen, dass im damaligen kalten Krieg, zumal nach dem Mauerbau, gerade die S-Bahn zu einem Zankapfel erster Güte mutierte. Für die DDR ein Vorposten in „Westberlin“, für die West-Berliner die Bahn, die „Ulbrichts Stacheldraht finanzierte“. Es folgte der hilflose S-Bahn-Boykott.
Mit den Jahren geriet die S-Bahn immer mehr in Vergessenheit – politische Motive aus der Zeit nach dem Mauerbau traten in den Hintergrund. Nicht eingebunden in den BVG-Tarif fuhr sie parallel zu neu eingerichteten Buslinien. So z.B. der 65er auf dem Stadtring parallel zur Ringbahn oder der 66er von „Zoo, Hardenbergplatz“ (nicht „S+U Zoo“) über die Avus via „Wannsee, Kronprinzessinnenweg“ (nicht „S Wannsee“) nach Stölpchensee.
Der aus heutiger Sicht quälend langsame Film „Berliner Stadtbahnbilder“ von Alfred Behrens dokumentiert die Atmosphäre und den Betrieb der S-Bahn in West-Berlin auf das Beste. Sie finden ihn bei YouTube. Von uns ganz klar eine Empfehlung, dort mal hereinzuschauen.
Nicht zuletzt durch die Kollegen der IGEB geriet sie jedoch in den frühen 80ern zunehmend wieder in das Blickfeld der West-Berliner Politik, die sich der Frage öffnete, ob es denn richtig sei, so ein Verkehrsmittel einfach links liegen zu lassen? Die ganze Frage war jedoch damals hochpolitisch, denn es waren, siehe oben, die berühmten „Statusfragen“ berührt – und die Alliierten redeten mit.
Am Ende jedoch wollte die Deutsche Reichsbahn die Verluste nicht mehr tragen und die West-Berliner Politik ihrerseits das Verkehrsmittel in das ÖPNV-Angebot der Halbstadt integrieren. Mit der Betriebsführung wurde die BVG beauftragt, die, siehe Statusfragen, auf den Zügen nicht ihr Wappen aufbringen durfte, denn es waren ja nicht ihre Züge. Mahnend warb die BVG: „Wer S-Bahn fordert, sollte auch S-Bahn fahren!“
Es gäbe noch viel zu dieser kurzen Episode zu sagen, deren Ende ganz beiläufig am 09.11.1989 eingeleitet wurde. Dies aber würde den Platz hier sprengen. Wir wollten aber im Jubiläumsjahr der Berliner S-Bahn auch daran erinnern.