VIV-Shortcuts 3: „Et hätt noch immer jot jejange“?

Das Kölsche Grundgesetz sagt in §3: „Et hätt noch immer jot jejange“ (Q: koeln.de) und so haben wir den Streik-Montag trotz düsterer Prognosen, Deutschland stehe für einen Tag still mit wenig Problemen überstanden. Der Zug der Zeit: Drama, Extreme, Düsternis. Aber die Welt? Sie dreht sich einfach weiter. Bevor Sie in die Tasten greifen: wir reden damit die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht klein!

Die S-Bahn Berlin Anfang Februar auf Twitter: #S85: Auf Grund verschiedener Gründe fallen bei der S85 Zugfahrten aus“. Auf Grund verschiedener Gründe – darauf muss man erstmal kommen. Und auch sie sind wieder da: die allseits beliebten Verzögerungen im Betriebsablauf“. Sollten die nicht aus der Kundeninformation verbannt werden? Das würde dann noch getoppt von: „Auf Grund verschiedener Gründe Verzögerungen im Betriebsablauf“. Dann wäre alles klar.

„Planungen für U5 deutlich weiter als gedacht“ titelt eine Tageszeitung und schreibt weiter: „Was sich bei dem für den Senat bedeutenden Megaprojekt U5 jetzt abzeichnet: Planungen und Gespräche mit Experten, Partnern, Beteiligten, Anwohnern und Klägern [!] sind viel weiter als gedacht.“ Und zu Klagen: „Offenbar gehen in Geheimgesprächen beide Seiten aufeinander zu.“ Ein Gerichtssprecher wird zitiert: „Mit Blick auf außergerichtliche Gespräche zur Beilegung der Streitigkeiten wurde das Gericht … seitens der Beteiligten gebeten, von … einer Entscheidung der Verfahren einstweilen abzusehen.“ Bullerbü? Nein, Hamburg (Zitate aus Hamburger Abendblatt vom 05.01.2023, die uns von einem überzeugten Hanseaten zur Verfügung gestellt wurden. Danke dafür!). Vielleicht schaut Berlin mal in die Nachbarstadt?

Der Tagesspiegel weiß zu berichten, dass für den Umbau der chronisch verstopften Kreuzung Ritterfelddamm/Potsdamer Chaussee an der Grenze von Kladow zu Glienicke die bundeseigene Autobahn GmbH beauftragt wurde. Aber es ist ja nicht nur die Kreuzung, sondern da sind auch die staugeplagten Wege nach Spandau: Potsdamer Chaussee und Kladower Damm/Gatower Straße. Besser wird es nicht: Potsdam erweitert sich nach Norden mit dem „Krampnitz-Projekt“, das an die Straßenbahn angeschlossen werden wird. Tja, und warum dann nicht auf eigener Trasse weiter nach Spandau? Gibt es ein besseres Anwendungsgebiet für eine moderne Stadtbahn? Das wäre ein gutes Projekt, um #Verkehrswende sichtbar zu machen. Potsdamer Busse sieht man schon heute täglich am Rathaus.

Apropos Autobahn GmbH, die um Mitarbeitende wirbt: „Mach Karriere beim Erfinder der Überholspur.“

Nun ja.

Zwischen 04.08. und 08.12.2023 gibt es bei der Fernbahn zwischen Charlottenburg und Griebnitzsee eingleisigen Betrieb und Vollsperrung. Als Gründe nennt die Bahn Gleiserneuerung und Bahnsteigerhöhung in Wannsee. Dort sind die Fernbahnsteige 76 cm hoch. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfuhren, werden nun in einem Pilotprojekt zwischen DB Netz, DB Station & Service, IB Innovations sowie der ODEG die Bahnsteige so erhöht, dass zukünftig ein niveaugleicher Einstieg in den Oberstock der Desiro HC-Züge der ODEG möglich ist. Die ersten Züge werden heute zum Umbau in die Siemens-Werke Krefeld und Wegberg- Wildenrath überführt.

 

Die Koalitionsverhandlungen neigen sich dem Ende zu. Hoffen wir, dass das Ergebnis mehr sein wird als „Ich geb‘ Dir die U7, wenn Du mir die A100 gibst.“ Ein Zielkonzept, wie Stadtverkehr der Zukunft unter den Bedingungen eines verschärften Klimaproblems abgewickelt werden wird, wäre schön. Ein Konzept, dass auch politisch vermittelbar ist. Man wird ja noch träumen dürfen.