Zwischenruf zum 9-€-Ticket
Nun trauen wir uns mal was, planen etwas Ungewöhnliches, etwas Einfaches:
„Ganz Deutschland im Nahverkehr für drei Monate für 27 €!“
Und was passiert?
Die Züge könnten zu voll werden, das Personal überlastet, Menschen vom öffentlichen Nahverkehr abgeschreckt etc. Die Bedenkenträger haben sofort das Zepter übernommen.
Wir finden: Schade.
Denn statt der Chancen werden die Risiken betont – wie so oft in Deutschland. Und vielleicht auch ein Grund dafür, dass wir in so manchem im weltweiten Vergleich hinterherhinken.
Klar: auf den touristischen Rennstrecken „Berlin an die Ostsee“, „Marschbahn nach Sylt“ oder auch „von München in die Alpen“, um nur drei Beispiele zu nennen, wird es an schönen Sommer-Wochenenden sicher sehr voll werden – Gedränge nicht ausgeschlossen.
Gut wäre, wenn dies mit (politischer) Kommunikation begleitet würde, wenn also das Verkehrsunternehmen in der Kommunikation keine Angst vor dem Aufgabenträger haben muss, der Aufgabenträger nicht vor dem Landesministerium und dieses nicht vor dem Bundesministerium. Wenn man in problematischen Situationen klar und einheitlich kommunizierte: „Ja, es fehlen uns Fahrzeuge“, „Ja, es fehlt an Infrastruktur“ und, am wichtigsten, „Ja, wir haben in den vergangenen Jahrzehnten den Umweltverbund in der Finanzierung vernachlässigt“ sowie „Ja, wir werden besser, aber das dauert ein wenig“. Einheitliche Kommunikation, die benennt, was ist.
Zugegeben: das bräuchte (politisches) Rückgrat auf allen Ebenen. Aber offene Kommunikation erreicht Menschen viel eher, macht offener für ein politisches Projekt, als so zu tun, es sei alles okay. Und so erreicht man vielleicht auch den viel zitieren „SUV-Fahrenden“, anstatt ihn oder sie in einem vollen Zug an die Ostsee sich selbst zu überlassen und sein bzw. ihr Auto herbeizusehnen.
Ein frommer Wunsch?